|
Federzeichnung
von Albrecht Riedesel - Das
Dach des Turms noch ohne
Wetterfahne |
|
|
Diese
waren
meist kurz nach dem
30jährigen Krieg
entstanden. So
wohnte hier auch der
Lauterbacher Bürger und
Chronist Jean Louis Tilleur (1735-1810),
dessen „Chronica“ wir
einzigartige
Schilderungen der
damaligen Begebenheiten
zu verdanken haben. Sein
Haus stand „Am Graben
14“, also genau rechts
neben dem Ankerturm.
Im Gegensatz zu
heute gab es damals
aber noch einen
freien Streifen
zwischen den Häusern
des oberen Grabens
und der Stadtmauer.
Diese musste nämlich
frei einsehbar sein,
um Feinde zu erspähen, oder
Reparaturen
durchführen zu können.
Die hinteren
Hauserweiterungen, die
heute bis direkt an die
Mauer reichen,
entstanden erst später.
Die Fronten der Häuser
hat das aber nicht
beeinflusst. Daher
gehört das Gebiet des
„Oberen Grabens“ heute
noch zu den
idyllischsten Ecken
Lauterbachs.
In
jenem Jahr 1707 setzten sich
die Bürgermeister
Obermann und Pfaffenrat
(Lauterbach hatte früher
immer zwei
Bürgermeister)
persönlich für die
Erhaltung des Turms
ein, wovon
noch heute eine damals
eingelassene
Sandsteintafel zeugt: |
|
|
|
Johannes Obermann
et Johann Caspar
Pfaffenrat
Consules ab imminente
ruina me liberarunt
1707 |
|
|
Frei übersetzt:
Den
Bürgermeistern Johannes
Obermann
und Johann Caspar
Pfaffenrat die mich vor
dem
drohenden
Einsturz
bewahrt
haben - 1707 |
|
Im Jahr 1808
kaufte dann Johann
Friedrich Diehm jun. den
Ankerturm von der Stadt
und verband ihn baulich
mit seinem auf dem
Marktplatz befindlichen
Anwesen. Diehm stammte aus
einer angesehenen
Händlerfamilie und
gehörte zu den
wohlhabenden Bürgern
Lauterbachs. Die Stadt
zählte mittlerweile ca.
2400 Bürger und 475
Häuser. Sie war
seinerzeit allerdings
durch die vergangenen
Kriege (30jähriger
und 7jähriger Krieg) und
die aktuellen
napoleonischen Kriege in
erheblicher finanzieller
Not. Der
Verkauf des städtischen
Portturms an eine
Privatperson half
damals, diese Not etwas
zu lindern.
Im Jahr 1845
bekam der Ankerturm
dann endlich seinen
markanten, achteckigen
Fachwerkaufbau und
wuchs damit auf eine
stattlich Höhe von über
18 Metern. Zu dieser
Zeit waren die anderen
Tore und Türme bereits
seit einem halben
Jahrhundert aus dem
Stadtbild verschwunden!
Ein Reiseführer aus dem
Jahr 1898 lobt den neu
entstandenen Raum auf
dem Ankerturm dann auch
als "Zimmer mit Aussicht
aufs Gebirge". Der Turm
gehörte mittlerweile zu
dem auf dem Marktplatz
befindlichen Gasthaus
„Zum Anker“ und erhielt
dadurch endlich auch
seine noch heute
gebräuchliche
Bezeichnung „Ankerturm“.
Allerdings wurde das
schöne symmetrische
Fachwerk des Aufbaus
damals noch von einem
grauen Wetterschutz
überdeckt, welcher erst im
20. Jahrhundert entfernt
wurde.
Eine der letzten
optischen Veränderungen
erfolgte dann im Jahr 1938. Der Turm
erhielt
dabei eine
Wetterfahne -
einen
metallenen Wimpel
nach dem Entwurf von
Albrecht Riedesel, einem
bekannten Künstler der
Region. |
[
weiter auf der
nächsten Seite
] |
|
|