|
|
|
|
Die ehemalige
Lauterbacher Synagoge - Daten und Berichte
|
|
|
|
|
|
Der
Lauterbacher Anzeiger berichtet am
15. August 1908 von der
Einweihungsfeier:
Synagogen=Einweihung.
Die Einweihungsfeierlichkeit der Synagoge der
hiesigen israelitischen Religionsgemeinde
wurde am gestrigen Freitag nachmittag 1 Uhr
unter dem Beginn eines
Abschiedsgottesdienstes in der alten
Synagoge vollzogen. Nach einem Festzug unter
Vorantritt der Stumpfschen Kapelle von der
alten nach der neuen Synagoge übergab Frl.
Resel Strauß in der Vorhalle im Auftrage des
Baumeisters (Herr Reuter Lauterbach) mit
einem sinnigen, der Weihestunde angepaßten
Prolog, den Schlüssel an den Vertreter der
Großh. Regierung, Herrn Kreisrat v. Bechtold,
dieser übergab ihn mit einer Ansprache, in
welcher er dem besonderen Schutz der
Regierung und der Opferwilligkeit der
hiesigen Gemeinde Ausdruck gab, dem
Gemeindevorstand, Herrn S. Strauß, welcher
ihn unter Dankesworten für das Wohlwollen
Großh. Regierung und für das zahlreiche
Erscheinen der städt. und geistlichen
Behörden, und den Dank des Baumeisters an
den Provinzialrabbiner weitergab, der darauf
unter dem üblichen Spruch das Gotteshaus
öffnete und es seiner Bestimmung übergab.
Nachdem die Weihegebete und die Chorgesänge
verklungen waren, betrat Herr
Provinzialrabbiner Dr. Hirschfeld - Gießen
die Kanzel und hielt die Festpredigt
verbunden mit einem Gebet für das deutsche
Kaiserhaus und unserem Landesfürsten
Großherzog Ernst Ludwig. Er sprach in recht
markigen Worten über die Bedeutung des Tages
und erläuterte seine Worte im einzelnen über
den Begriff Gotteshaus. Nach dem üblichen
Segen für unser Herrscherhaus sprach noch
Herr Rabbiner Dr. Kahn - Fulda. Den Schluß
bildete der Gesang des Psalm 150. Der Feier
schloß sich gestern abend ein Konzert an.
Heute Samstag abend wird ein Theaterabend
und Sonntag ein Festball veranstaltet. |
|
|
|
|
|
|
Die
Seite
www.judaica-vogelsberg.de zitiert
Herrn Alfred Schneider zur Zerstörung der
Synagoge folgendermaßen:
Die neue - prächtige - Lauterbacher Synagoge, eine
Bereicherung der Stadt, wurde nur 30 Jahre alt. Ihre
Zerstörung begann mit dem 8. November 1938. Am
hellen Tag wurde Mobiliar zertrümmert, Fenster
eingeschlagen. In den nächsten beiden Tagen kamen
Schaulustige an die Stätte der Verwüstung. Am 10.
November, spät abends, wurde erst im Keller
Lichtschein beobachtet. Wenig später krochen drei
Männer, die Hüte ins Gesicht gezogen, aus dem
Kellerfenster der rückwärtigen Tür des Gebäudes.
Etwa zwei Stunden nachher, gegen Mitternacht,
brannte das Gotteshaus, stand in Flammen.
Kuppeloktogon und Dach stürzten in den Innenraum.
Die Außenmauern - und der große, allen Lauterbachern
bekannte Birnbaum im Garten - blieben gespenstisch,
verkohlt stehen. Die Feuerwehr schützte die
Nachbarhäuser. - Noch in der Nacht beobachteten
Schaulustige das Spektakel und während der nächsten
Zeit nahm der Ansturm von Zusehern nur ganz
allmählich ab. - Norbert Weinberg und Ernst
Oppenheimer, jüdische Schüler, suchten in den Tagen
danach in Schutt und Asche, was an religiösen
Gegenständen zu retten war.....
Die Synagogenruine stand noch längere Zeit, obwohl
die NS-Regierung die Beseitigung aller in der
'Reichskristallnacht' entstandenen Schäden
angeordnet hatte. Nach Angaben von einem Zeitzeugen soll sie 1942 abgerissen worden sein.
Die Steine seien auf dem Grundstück des heutigen
Gymnasiums gelagert worden. Mit dem zweiten Anbau
der Schule im Jahr 1957 verlieren sich ihre Spuren. |
|
|
|
|
Seltene
Bilder und weitere Informationen finden Sie auf den
nächsten Seiten! |
|
|
|