Lauterbacher Persönlichkeiten

Fritz Selbmann - Minister und Schriftsteller

 

Fritz Selbmann - Schriftsteller, Minister und Parteifunktionär der DDR
(29.09.1899 - 26.01.1975)

Fritz Selbmann wurde am 29. September 1899 in Lauterbach geboren.
Sein Geburtshaus steht noch heute nahezu unverändert am unteren Graben, direkt an den bekannten „Schrittsteinen“ über die Lauter.

Fritz Selbmann arbeitete bereits mit 17 Jahren unter Tage im Bergbau und war Soldat im Ersten Weltkrieg, 1918 wurde er mit nur 19 Jahren Mitglied eines Arbeiter- und Soldatenrates in Naumburg. Ein Jahr später, 1920 trat er in die USPD ein,  1922 wurde er dann Mitglied der KPD. Er war Landtags- und Reichstagsabgeordneter und politischer Sekretär der Bezirke Oberschlesien und Sachsen.

Wegen politischer Tätigkeit wurde Selbmann mehrfach verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Im Februar 1933 nahm er dann an einer illegalen Tagung des Zentralkomitees der KPD in Ziegenhals (Berlin) teil. Daraufhin wurde er verhaftet und erlebte den Nationalsozialismus in Zuchthäusern und Konzentrationslagern. Diese Zeit arbeitete er 1961 in seinem Roman "Die lange Nacht" auf.

Nach Ende des Dritten Reiches wurde Selbmann von 1949 bis 1985 u.a. Minister für Industrie, Minister für Schwerindustrie und stellvertretender Vorsitzender der Staatlichen Planungs-kommission und des Volkswirtschaftsrates der DDR.

Während des Aufstandes vom 17. Juni 1953 gehörte er zu den wenigen SED-Funktionären, die sich nicht im Haus der Ministerien verschanzten, wie z.B. Walter Ulbricht, sondern sich dem Volk stellten. Selbmann war als Minister für Erzbergbau und Hüttenwesen aber nicht bekannt genug, um das Volk beruhigen zu können. Die Nachricht, dass das Politbüro die geforderte Normerhöhung zurück genommen hat, welche zu dem Aufstand geführt hatte, ging im Lärm der Menge unter. Die Streikenden verlangten ein prominenteres Gesicht der SED-Führung.


Gedenktafel am Geburtshaus von Fritz Selbmann


Das Geburtshaus von Fritz Selbmann - Am Graben 23

Von 1954 bis 1958 war Fritz Selbmann Mitglied des ZK der SED, bis er wegen angeblicher "abweichender Haltung" von Walter Ulbricht aus seinen politischen Ämtern gedrängt wurde. So verlegte er sich ab 1961 auf die Schriftstellerei, wobei die Kämpfe um die sozialistische Planerfüllung sein vorherrschendes Thema waren. Als freischaffender Schriftsteller war er von 1969 bis 1975 einer der Vizepräsidenten im DDR-Schriftsteller-Verband in Berlin.

Selbmann starb am 26. Januar 1975 in Müggelheim bei Berlin.

In Lauterbach erinnert eine Tafel an seinem Geburtshaus an sein Werk und Schaffen.
Sein Sohn Erich Selbmann (1926-2006) arbeitete beim Fernsehen der DDR in Berlin und war danach als Schriftsteller tätig.


Werke:

1961 - Die lange Nacht
1962 - Die Heimkehr des Joachim Ott
1965 - Die Söhne der Wölfe
1970 - Alternative, Bilanz, Credo (Autobiographie)