Lauterbacher Persönlichkeiten

Hans Graulich - der "Ludderbächer Hannes"

 

Hans Graulich - der "Ludderbächer Hannes"
(29.09.1922 - 30.08.2002)


Hans Graulich kann in seiner Rolle als „Ludderbächer Hannes“ sicherlich als eines der letzten Originale Lauterbachs bezeichnet werden. In seinem obligatorischen blauen Hessenkittel und seinem grauen Hut war er weit über die Stadtgrenzen des Vogelsbergstädtchens Lauterbach bekannt.
Als Vertreter seiner Heimatstadt und der Riedeselschen Burgbrauerei trug Hans Graulich ein Stückchen Lauterbacher Kultur und nicht zuletzt auch das „Ludderbächer Platt“ (die Lauterbacher Mundart) weit in die Welt. Egal ob alleine oder mit seiner Frau, bei Veranstaltungen wie dem Hessentag, oder als Begleiter Lauterbacher Gruppen wie der Trachtengilde oder aber als Vertreter des Verkehrsvereins.

Hans Graulich wurde am 29. September 1922 in Lauterbach geboren, wo er auch seine Kindheit und Jugend verbrachte. Er erlernte das Handwerk der Weberei, bevor ihn der zweite Weltkrieg u.a. an die Krimm verschlug. Dort erlitt er eine so schwere Verwundung, dass er aus der Wehrmacht ausschied.

Die Jahre 1946 bis 1949 verbrachte Hans Graulich in Mecklenburg. Dort arbeitete er u.a. auf dem Bauernhof seiner Schwiegereltern. Mit seiner Frau Marianne hatte Hans Graulich zwei Kinder: Elzelina und Werner.

Ab dem Jahr 1969 war Hans Graulich als kaufmännischer Angestellter in der Burgbrauerei tätig, die er zusätzlich auch als "Hannes" repräsentierte. Im Jahr 1984 ging er dann in den wohlverdienten Ruhestand. Als "Ludderbächer Hannes" blieb aber auch nach seiner Pensionierung der Brauerei erhalten.

Eigentlich war die Figur des „Ludderbächer Hannes“ eine Erfindung für den Karneval. Graulich kommentierte in seiner Verkleidung mit Hessenkittel und grauem Hut das lokale Lauterbacher Stadtgeschehen mit viel Humor und in reinstem Lauterbacher Platt. Eine Rolle, die ihm wie auf den Leib geschneidert war. Als Erkennungszeichen trug er oft einen überdimensionalen Strumpf mit sich, der symbolisch für seine Heimatstadt Lauterbach stand.
Oft sah man aber auch einen Esel Hannes´ Seite. Ein Synonym für das Stammhaus Riedesel. Ein frisches Lauterbacher Pils durfte dann natürlich auch nicht fehlen.

Unvergessen ist einer seiner letzten großen Auftritte in der Adolf-Spieß-Halle anlässlich der 725-Jahr-Feier von Lauterbach. Hier trug er eine bewegende Liebeserklärung an seine Heimatstadt in mundartlicher Gedichtform vor, die schöner kaum zu formulieren ist.


Hans Graulich in jungen Jahren und "in zivil"(zweiter von rechts) mit den Mitgliedern
der "Ludderbächer Saalzekuchejonge" und dem "Walter Trio" 1964 im Johannesberg

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Quelle: Buch "25 Jahre Ludderbächer Saalzekuchejonge"


Nach dem Tod seiner Frau Marianne im Jahr 1993 und seiner Mutter im Jahr 1994 zog sich Hans Graulich dann aber sehr aus der Öffentlichkeit zurück. Im Jahr 1999 zog er schließlich 77-jährig in ein Pflegeheim.

Hans Graulich starb am 30. August 2002, einen Monat vor seinem 80. Geburtstag, in der Universitätsklinik Gießen.

 



 

 

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Die Liebeserklärung von Hans Graulich an seine Heimatstadt
sei als Erinnerung an ihn hier noch einmal zitiert:


Wann ich so oan frieher däänk,
oan die so genaant gut Ziet,
doa woarn noch nett so vill Stroaße doa,
on gekaant hat mer all die Liet.


Es Wichhus oan de Schnäbbehä,
doas sin noch aale Noame.
Die Porttrräpp, die is aach noch doa,
aach off de Kerchdoarmspetz die Roawe.


Hiet sett mer Främe iwwerall,
nett immer konn mersche so räächt versteh.
Es frääd mich oawwer däsdemeh,
wann ich emoal en Ludderbächer seh.


Hiet sin die Stroaßenoame vurnähm woarn,
on dun manchmoal goarnett basse,
owwer die Gemiedlichkät
is doch noch doa in ense klänne Gasse.


Mi Ludderboach, mei Heimatstadt.
Du woarst im Läwe immer doa fir mich.
Drem moag komme, boass aach well,
ich loaß dich nett im Stich.


Mi Ludderbach, mei Heimatstadt,
Du derfst dich ännern, bi de wellst,
fir mich, doa blibsde schee.
Ich glaab, ich wär mi Läbdoag nett,
uss dinne Gasse geh.


Hans Graulich mit seiner
Frau Marianne im Jahr 1983

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Für alle, die das "Ludderbächer Platt" nicht so richtig verstehen,
hier ein Versuch, das Gedicht ins Hochdeutsche zu übersetzen:
(Der Charme des Originals kann dabei natürlich nicht annähernd erreicht werden!)
 

Wenn ich so an früher denk´,
an die so genannte „Gute Zeit“,
da gab es noch nicht so viele Straßen,
und man kannte alle Leut´.

Das Wichhaus und der Schnepfenhain,
das sind noch alte Namen.
Die Porttreppe, die ist auch noch da,
auch auf der Kirchturmspitze die Raben.

Heut´ sieht man Fremde überall,
nicht immer kann man sie versteh´n.
Es freut mich aber umso mehr,
wenn ich einmal einen Lauterbacher seh´.

Heut´ sind die Straßennamen vornehm geworden,
auch wennn sie manchmal nicht passen,
aber die Gemütlichkeit
ist doch noch da, in uns´ren kleinen Gassen.

Mein Lauterbach, meine Heimatstadt.
Du warst im Leben immer da für mich.
Darum mag kommen was auch will,
ich lass´ dich nicht im Stich.

Mein Lauterbach, meine Heimatstadt.
Du darfst dich ändern, wie Du willst,
für mich bleibst Du schön.
Ich glaub´, ich werd´ mein Lebtag nicht,
aus deinen Gassen geh´n.